Optimieren der Wirksamkeit der Akupunktur

Aku-Taping und Qi Gong
zur Intensivierung der Wirkungen der Akupunktur am Beispiel der Fibromyalgie

Jürgen Wismach und Gabriel Stux

Foto: Stärkung der Mitte (Milz-Pankreas)

Nach Kriterien der chinesischen Medizin werden beim Aku-Taping die Klebestreifen im Verlauf der Leitbahnen, auf den Meridianen also, fixiert. Gerade die haltenden Aspekte der Tapes sind von besonderer Wirksamkeit, da sie die Yin und Yang Kräfte in den Meridianen zusammenhalten. Somit verbindet man Yin und Yang intensiver, und die Tapes reduzieren durch dieses intensive Verbinden Obstruktionen und Stagnationen in den Meridianen und auch in ihren Kollateralen, den kleinen Luo Gefäßen.

Die Regulation der Muskelspannung trägt zur Verbesserung von Bewegungsmustern bei. Dies hat einen zusätzlichen hohen Stellenwert bei den wichtigsten Wirkungen des Aku-Taping Spannungsminderung und oft deutlichen Schmerzreduktion durch fördern des Qi-Flusses in den Meridianen. Auch Schwellungen können zusätzlich durch die Verbesserung des Lymphflusses positiv beeinflusst werden, da Qi und Blut und auch die Lymphe gemeinsam besser fließen.

Fibromyalgie

Gerade die zusätzliche Anwendung des Aku-Taping ist bei der Fibromyalgie ein gutes Beispiel für die Verbesserung der Wirksamkeit der Akupunktur. Die vielfältige Symptomatik des Fibromyalgie Syndroms ist gekennzeichnet durch eine gegenläufige Trennung der Yin und Yang Kräfte in den Meridianen und auch den inneren Zang Organen.

Die Yin Kräfte sind bei Fibromyalgie Patienten erschöpft. Sie sind somit deutlich reduziert, während die Yang Aspekte des Qi vom Yin unkontrolliert zunehmen und aufsteigen. Dadurch werden auch die Blockaden durch das mangelnde Fließen von Qi verstärkt. Dies führt zu vielfältigen Schmerzmustern mit diffusen Missempfindungen durch das Yin und Yang Ungleichgewicht und so auch zu diffusen unkontrollierten Spannungszuständen. Dabei spielen die Störungsmuster der Milz-Pankreas Schwäche eine zentrale Bedeutung mit dem diffusen Charakter der Störungsmuster. Begleitend erschweren Leber Yang Fülle Symptome das instabile Stagnation Mustern.

Foto: Stärkung der Mitte (Milz-Pankreas)

Die zugrunde liegende Yin Schwäche der Nieren bildet eine tiefe ursächliche Basis, das „Ben“, die Wurzel, für die Füllestörung der Leber, das Biao, die Blätter.

Die Yin Strukturkräfte werden durch die Anwendung der Aku-Tapes nicht nur in den Meridianen gehalten sondern auch in den Organen stabilisiert. Wenn damit die Yin Substanz auch wärmend gestärkt und so gehalten wird, können auch die Yang-Kräfte kontrolliert und damit die fließenden Funktionen deutlich unterstützt werden.

Therapiestrategien bei der Fibromyalgie

  • Milz Pankreas stärken, das „Bu Zong“ also Stärken der Mitte
  • Yin der Niere nähren
  • Fließen des Leber Qi fördern dadurch Schmerzen linder
  • Yin und Yang mit Aku-Taping verbinden

Das Aku-Taping ist bei allen Akupunkturbehandlungen der Fibromyalgie eine ideale hoch wirksame Ergänzung. Das Aku-Taping kann auch als Einzeltherapie angewendet werden.

Qi Gong während der Akupunktursitzung bei der Fibromyalgie

Die Integration von Qi Gong während der Akupunktursitzung mit der kreisförmigen Haltung der Hände erhöht die Bewußtheit für die Energieräume des Thorax in der Lunge und im Herz, zusätzlich des Bauchraumes und des Beckens.

Die Hände werden kreisförmig zunächst vor dem Brustraum, später auch kreisförmig vor dem Bauch- bzw. Beckenraum zum Stärken der Nierenenergie gehalten und langsam ausgeweitet. Die optimale Weite des Halbkreises ergibt sich für den Patienten von selbst.

Mit den Händen unterstützt der Patient die Sammlung des Bewußtseins, das Shamata. Wohin geht die Sammlung, der Fokus des Bewußtsein: zunächst zur Atmung, auf tiefes Einatmen, dann auf die verlängerte und betonte Ausatmung, gerade beim Auftreten von Schmerzen.

Dann nach einer Pause weiter zum Herzraum und dann nach weiteren 3 bis 4 Minuten zum Bauchraum und zum Beckenraum. Die Hände helfen den Fokus kreisförmig in diesen Räumen zu halten.

Mit der Sammlung des Bewusstseins nimmt man dann die Qualitäten besser wahr: das Stärkende des Einatmens, die Entspannung beim Ausatmen, die Wärme und Ausweitung des Herzraumes. Die Lebenskräfte, das Qi werden durch die Intensivierung der Atmung bewusster wahrgenommen. Deren harmonisches Fließen aber auch die Störungen oder Stockungen bei Blockaden, werden nach einigen Übungssitzungen langsam aufgelöst.

Qi Gong ist eine prophylaktische Methode von Atem- und Meditationsübungen zur Prävention und Therapie. Der Übende leitet die Lebensenergie Qi mit dem intenviveren Atem und mit langsam fließenden Bewegungen der Hände sowie mit seinem aufmerksamen Bewußtsein durch den Körper. So lösen sich Blockaden viel leichter und die fließenden Bewegungen des Qi werden auch deutlich wahrgenommen. Ein intensives Gefühl von Entspannung und innerer Gelöstheit stellt sich ein. Oft sagen die Patienten: die Energie-Baterien sind wieder aufgeladen. Das Ziel ist die Harmonisierung und Anregung der Lebensenergie wird erfahrbar.
Qi Gong ist das sanfte, langsame Üben des Qi, eine Methode die „Lebenskräfte zu kultivieren oder zu pflegen“.

Das Qi ist überall in der Natur vorhanden, ist die Lebenskraft, die sich in allem Lebendigen in Form von Veränderung und Bewegung zeigt. Diese Lebenskraft Qi ist Grundlage allen Lebens und bildet die fundamentale Basis der chinesischen Naturbeschreibung.

Die wichtigste Organe bei der Anwendung der Qi Gong Methode bei Fibromyalgie sind die Lunge, die Nieren, die Leber und die Milz. Auf die inneren Zang Organen fokussierte Qi Gong Meditation ist eine in der Praxis entwickelte Atem- und Meditationsmethode, die nach dem Förderzyklus der fünf Wandlungsphasen, den Fluß der Lebensenergie zwischen den inneren Organen deutlich fördert. Die vielfältig geschwächten oder gestörten Organe lassen sich gerade bei der Fibromyalgie durch diese Qi Gong Methode harmonisieren und oft auch deutlich stärken.

In der chinesischen Medizin wird den Funktionen der Organe eine herausragende Stellung bei der Heilung eingeräumt. Die Funktionen der Organe werden von den Lebenskräften, die den Organen innewohnen, hervorgebracht. Die Organe werden als Speicher der Lebensenergie beschrieben und mit Kornkammern verglichen. Die Lebenskraft Qi reguliert nicht nur die Quantität der Lebensenergie sondern auch die Qualität der Funktionen. Ist die Lebensenergie eines Organs beispielsweise durch psychischen Stress geschwächt, wird die Funktion dieses Organs nur unvollständig oder mangelhaft sein. Im Förderzyklus der Organe stärkt das vorangehende Organ das nächste Organ nach der Mutter-Sohn-Regel wie die Mutter den Sohn nährt: Lunge – Niere – Leber – Herz – Milz-Pankreas

Lunge zur Niere

Man beginnt zunächst mit der Lunge: Tiefe Atemzügen gehen zunächst in die schulternahen, oberen Abschnitte die Lunge. Das Einatmen wird betont. Tiefen Atemzügen füllen langsam die Lunge von oben beginnend, dann tiefer gehend die ganze Lunge aus.

In der zweiten Phase geht man immer tiefer mit der Atmung in Richtung Bauchraum und dann zügig weiter bis zur Beckenmitte. Dies ist ein ganz wesentlicher Abschnitt der Meditation, da hier im Beckenraum die Nierenenergie gestärkt wird. Später geht der Atem auch noch tiefer, bis auch der tiefste Beckenboden spürbar wird und dann auch die Verbindung nach unten zur Erde wahrnehmbar wird.

Lunge stärkt die Niere, die Yin und Yang Aspekte der Nierenenergie

So wird bei beharrlichem Üben der ganze Beckenraum präsenter, lebendiger und wärmer. Bei diesem Abschnitt stärkt die Lunge die Niere. Die Verbindung Lunge zur Niere ist bei Fibromyalgie oft gestört. In der chinesischen Medizin sagt man: „die Niere kann die Lebensenergie der Lunge nicht empfangen da sie zu stark geschwächt ist“.

In der zweiten Phase atmet man so immer tiefer nach unten in den Bauchraum, zum
„kleinen Becken“, zum Nierenraum der Chinesischen Medizin zum „Unteren Jiao“.
Der Beckenraum ist ein Raum der tiefen Ruhe und Regeneration, der Energieraum der Niere.

Atem geht in den Beckenraum

Nierenenergie steigt ganz von selbst zur Leber auf

Im dritten Schritt fließt die aufgeladene Lebensenergie der Niere das „Nieren-Yang“ ganz von selbst von der Niere zur Leber also vom Beckenraum zum rechten Oberbauch. Um dieses natürliche Fließen zur Leber zu verstärken legt man die linke Hand auf die Leber, die im rechten Oberbauch unter dem Rippenbogen liegt. Hier verweilt die linke Hand für 2 bis 3 Minuten.

Eine kräftige Nierenenergie ist Voraussetzung für das freie Fließen der Leber-Energie. Die Leber fördert nach Vorstellungen der Chinesischen Medizin das freie Fließen der Lebensenergie und ist auch an der freien Entfaltung und am Ausdruck der Gefühle maßgeblich beteiligt. Die fließenden Bewegungen der Muskeln sind auch von einem ungestörten Fließen der „Leberenergie“ abhängig. Die meisten Leberstörungen bei der Fibromyalgie gehen mit einer Störung im harmonischen Fließen der Körperkräfte und der Körperflüssigkeiten und so einer Stagnation im Fließen einher. Dann ist auch der Ausdruck der Gefühle gehemmt.

 

 

 

 

Organ Flow Qi Gong Meditation ist eine vom Autor entwickelte Meditations-methode die sich in den zurückliegenden 12 Jahren täglicher Praxis der Akupunkturanwendung bewährt hat. Organ Flow Qi Gong ist eine sekuläre Meditation die die tägliche Akupunkturpraxis wirkungsvoll unterstützt, und auch in Kursen in Kleingruppen erlernt werden kann.

Im Akupunktur Centrum Düsseldorf, Inselstr. 34 werden wöchentliche Kurse der Organ Flow Meditation montags von 17 – 18 Uhr angeboten. Zum Erlernen der Methode werden 6 – 8 Einzelsitzungen von jeweils einer Zeitstunde benötigt.

 

 

Organ Flow Qi Gong Praxis kann auch mit der Meditation App aus dem Apple App Store erlernt werden.


Die Wirkungen des Aku-Taping nach Vorstellungen der westlichen Medizin

Nach Vorstellungen der westlichen Medizin wird die Wirkung der Tapes über die Aktivierung der Propriorezeptoren vermittelt, die Streifen werden nach anatomischen Aspekten angewendet und über schmerzende Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke geklebt. Dadurch erfolgt, je nach Klebetechnik eine Anspannung bzw. eine Entspannung sowie eine damit verbundene Stabilisierung im Bereich des Bewegungsapparates.

Aku-Taping ist eine Kombination von Behandlungstechniken der Chinesische Medizin und Akupunktur sowie die Kenntnis aus der Versorgungsmethode der Funktionellen Verbandtechniken und des Kinesio-Taping. Zu den wichtigsten Indikationen der therapeutischen Akupunktur und auch des Aku-Taping zählen Erkrankungen des Bewegungsapparates. Die hier vermittelte therapeutische Methode setzt sich aus Kenntnissen der erwähnten Anwendungsbereiche zusammen: beim Taping und Kinesio–Taping werden hauptsächlich, unter rein anatomischen Gesichtspunkten, schmerzende Muskeln, Bänder, Sehnen und Gelenke zur Entlastung gebracht.

Beim Aku-Taping werden zusätzlich die diagnostischen und therapeutischen Regeln der Akupunktur berücksichtigt sowie Akupunkturpunkte des jeweiligen Bereichs sowie ihre Leitbahnen aktiviert. Kenntnisse aus der funktionellen Anatomie, manuellen Medizin und Osteopathie sind hier erforderlich.

Nach den Erkenntnissen der chinesischen Medizin werden Akupunkturpunkte mit ihren entsprechenden Leitbahnen im Bereich der großen Gelenke und der Wirbelsäule getaped.

Das Aku-Taping dient als eine zusätzliche therapeutische Einzelmaßnahme hat aber auch die Möglichkeit die Akupunktursitzungen zu unterstützen und die Wirkungen der Akupunktur deutlich zu verbessern. Die Tapestreifen aktivieren die Akupunkturpunkte, beleben so das Qi und führen zur Erhöhung des belebenden Energieflusses. Weiterhin ergeben sich sehr gute Möglichkeiten der Anwendung des Aku-Taping bei Patienten mit Nadelphobie.


Dr. med. Jürgen Wismach
Facharzt für Orthopädie,
Akupunktur Centrum Berlin
Müllerstr. 32 a Berlin
Sportmedizin, Chirotherapie,
Balneologie, Physikalische Therapie
E-Mail: jwismach@gmx.de

Dr. med. Gabriel Stux Akupunktur
Gesundheit & Meditation Centrum
Inselstr. 34 40479 Düsseldorf
Tel. 0211-36 53 83
E-Mail: StuxGabriel@me.com