Wunderwirkungen der Akupunktur 5. Folge

Gabriel Stux

 

Fallbeispiele aus 30 Jahren täglicher Akupunkturpraxis

In dieser neuen Serie von Publikationen werden eindrucksvolle Fallbeispiele aus der täglichen Akupunkturpraxis vorgestellt: zunächst der klinische Verlauf mit Pathogenese, die chinesische Diagnose dann die Therapiestrategien mit therapeutischer Intention mit Punkteauswahl und Stimulationsmethodik. Modalitäten zur Intensivierung der üblichen Akupunkturanwendung sollen in der Darstellung besondere Aufmerksamkeit erhalten.

 

Schmerzsydrom nach multiplen Operationen bei deutlicher Yin Schwäche

54 jährige Patientin berichtet über ihr Schmerzsyndrom: „Ich wurde mit einem kongenitalen Klumpfuß und Spitzfuß rechts geboren, sowie mit Abschnürungen der Zehen des linken Fußes sowie an den Fingern beider Hände. Ab dem 10. Lebenstag wurde wöchentlich gegipst. Dabei wurde beim großen Zeh eine Fehlstellung verursacht. Mit einem halben Lebensjahr sollten Klumpfuß und verkürzte Achillessehne operiert werden.

Viel zu spät wurde dann mehrfach operiert, in den Jahren von 1964 bis1967 sowie 1971 Sehnenverlängerung und 1974 der Klumpfuß, sowie Hammerzehen. Der Fuß wurde im Sprunggelenk auf unpraktische 90 Grad später auf praktikablere 110 Grad versteift. Die Versteifung führte zu Bewegungseinschränkungen beim Laufen. Der rechte Fuß ist 5 cm kleiner als der linke Fuß. Die zahlreiches OP´s führten zu Durchblutungs- sowie Sensibilitätsstörungen.

Seit meinem 35. Lebensjahr treten Schmerzen, Schwellungen, Stauungen, Einschränkung der Belastbarkeit und des Bewegungsradius zu den sonstigen Symptomen hinzu. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde festgestellt, dass der Fuß von Anfang an einer begleitenden Physiotherapie bedurft hätte. Es beginnen zahlreiche Therapien wie Osteopathie, manuelle Therapie, Lymphdrainagen, Einnahme von Schmerzmittels, Magnetfeldtherapie.

2013 wurden durch MRT Geröllzysten, bis zu 1,7 cm groß, im rechten Sprunggelenk gefunden, offensichtlich hervorgerufen durch die Rückbildung des Gelenkknorpels.

Durch die Fehlstellung traten über die Jahre Probleme in der gesamten Wirbelsäule, Schulter, Ellenbogen und schließlich Daumengelenk auf. Der Fuß zeigt mittlerweile eine erhöhte Anfälligkeit bei Stress. Die dauerhafte Einnahme des Schmerzmittels Arcoxia 60mg führte zu einer phototoxischen Hautreaktion.

In den letzten Jahren waren gekennzeichnet durch mehrwöchige Rehas mit Kneipp´schen Anwendungen, Quarkpackungen, Entspannungsübungen sowie Joga und Qi Gong. Durch die seit Juni 2016 durchgeführte Akupunktur konnte die Einnahme von Schmerzmitteln auf Null heruntergefahren werden. Dabei ist zwar keine vollständige Schmerzfreiheit eingetreten, wohl aber ist der Schmerzpegel auf ein erträgliches Maß heruntergegangen. Dies macht es mir leichter auf Medikamente zu verzichten. Die Erhaltung dieses erträglichen Zustands erfordert allerdings einen hohen zeitlichen Aufwand für die therapeutischen Maßnahmen.“

 

Diagnose und Therapie

Nach der Vorstellung zur Therapie mit Akupunktur wurde zunächst eine chinesische Diagnose erarbeitet:

Am deutlichsten trat zunächst die ausgeprägte Yin Schwäche an der Innenseite des Unterschenkels hervor mit Maximum der Schwächezone im Bereich von Ni. 3 dem Yuan Punkt der Niere dem tiefsten aller Yin Meridiane.

Auch der distale Bereich des Milz-Pankreas Meridians war deutlich geschwächt. In beiden Abschnitten war die Nadelung sehr schmerzhart, zusätzliche Nadelphobie aus der Kindheit erschwerten zunächst das Setzen der Nadeln.

Die peripheren Abschnitte der beiden Yang Meridiane Magen und Gallenblase waren ab den He Punkten Ma. 36 und Gb. 34 maximal in Fülle mit Stagnation

 

Chinesische Diagnose:

Yin Schwäche der Niere mit Maximum bei Taixi Ni. 3

Distaler Milz-Pankreas Meridian geschwächt

Fülle des Qi mit Stagnation in den Magen- und Gallenblasenmeridianen

 

Therapieintention:

Yin Innen stärkend nadeln

Yang Außen kräftig sedierend also ableitend stimulieren

 

Punkteauswahl:

Taixi Ni. 3 der Yuan Punkt

MP. 3 und MP. 6 im geschwächt Milz-Pankreas Meridian

Zusätzlich ist bei den geringen Schwellungen MP. 9 indiziert um die „Milz“ zu stärken und so die schnellere Regeneration des Bindegewebes zu unterstützen.

Ma. 36 und ableitend auch Ma. 44 mit starker manueller Stimulation
Gb. 34 und die Extrapunkte 36 Bafeng die „8 Winde“ mit starker manueller Stimulation

Di. 4 und Le. 3 zur Analgesie

Du 20 und He. 7 zur Entspannung und Angstlösung